Hans Zehetmayer ist tot – Wir haben einen Freund verloren

Am 28. April 2016 verstarb Prof. Hans Zehetmayer, 6 Wochen nach seinem letzten Skilehrgang.

Prof. Hans Zehetmayer bot in den letzten 25 Jahren jeweils 5 – 6 Lehrgänge bei unseren SPORTSveranstaltungen an und hielt auf unseren Kongressen und Treffen Vorträge. Seine und Helmut Gottschlings sog. Wiener Skimodelle gleiten und kurven durch unsere Ski- und Schneeträume. Schaue ich zurück, kann ich als ein Freund aus den 1960er Jahren ein ganz eigenes Phänomen beobachten: Drei-, vier-, vielleicht sogar fünfhundert Leute aus unseren Kreisen halten sich wie selbstverständlich für einen seiner Freunde. Wie kann das sein? Was machte diese Persönlichkeit aus?

Hans, unser Vorbild bis zu seinem letzten Schwung.
Er fuhr bis vor knapp zwei Monaten als Demonstrator wie ein Mann in seinen besten Jahren. Perfektes und ausdruckstarkes Skifahren bot er uns bis zuletzt.

Hans, ein musischer Mensch.
Seine Art Musik zu machen und Musik zu vermitteln, war einzigartig. Er nahm alle anderen Musiker aus unseren Kreisen, die sich immer schon auf ein Musizieren mit ihm freuten oder Musiker, die oft in einem Lehrgang auftauchten, einfach mit. Mit einigen seiner Freunde, mit den SPORTS-Conjazzern, ging er auf eine kleine Sommerturnee nach Deutschland. Und es gelang ihm wie selbstverständlich, dafür Gefühl und Sinn zu wecken, dass Skifahren nicht einfach eine Technik oder eine Sportart ist, sondern eine ganz eigene Kultur.

Hans, der unermüdliche
Den letzten Brief erhielt ich von Hans am 16. April 12 Tage vor seinem Tod. Er wollte darin ein historisches Technikproblem mit mir abklären. Es gab für Hans keinen Ort, keinen Zeitpunkt, nichteinmal seine fortgeschrittene Erkrankung, um nicht seinem Thema des guten und richtigen Skifahrens nachzugehen. Hans, ein Energiebündel.

Hans, ein Mensch mit vielen sympathischen Eigenschaften
Einen Menschen charakterlich zu skizzieren ist in der Regel schwierig und diffizil. Bei Hans ist es leicht. Einige Stichworte sagen es: Er war immer zugewandt, freundlich, humorvoll, manchmal sogar schalkhaft, immer gut gelaunt, allzeit bereit zu helfen, verständnisvoll für Jedermann.

Hans, ein Lehrer voll glühendem Eifer und unermüdlichem Engagement
Herz und Hand, die Sprache des Körpers und blitzendes Auge prägten seinen Unterricht.  Immer wieder konnte er uns gewinnen und verzaubern. Ich erinnere mich: Wir wollten die Modelle fahren lassen, hatten aber keine Fahrbahn. Hans hing einfach eine Tür aus und zog die Winterdecke eines Bettes ab.

Hans, ein Mensch mit großer Empathie
Selbst kleinen, kurzen Begegnungen schenkte er seine volle Präsenz und Zuwendung. Ein Ergebnis einer lebenslangen Selbstdisziplin und einer Hochschätzung aller Menschen seines Lebenskreises.

Hans, mit einer Alters- und Lebensperspektive als Traum für uns alle
Er hat uns ein Alter auf eine Art vorgelebt, wie wir es anstreben und wenigstens teilweise erhoffen. Sein Handicap mit den Händen überspielte er einfach – im wörtlichem wie im übertragenen Sinne. Vitalität war für ihn sicherlich ein Geschenk, aber er lebte sie auch als Aufgabe.

Begleitet auf seinen Reisen zu uns hat ihn immer seine Frau Gerhilde. Selbst Skilehrerin hat auch sie manchmal bei uns unterrichtet. Ein wunderbares Team, das zusammen durch die Skiwelt reiste.

Wir wissen, warum wir die Freundschaft von Hans Zehetmayer gesucht haben. Und wir sind dankbar, dass er uns seine Freundschaft geschenkt hat. Er hat oft betont, dass er bei uns die Freiheit der Meinung gefunden hat. Wir von SPORTS – und ich darf hier für alle 800 Mitglieder sprechen – verabschieden uns von einem lieben und treuen Freund. Gleiten war eines seiner Lebensthemen. Einer seiner großen Spuren führt auch in unsere Skifahrkünste und in unsere Biographien. Wie hat er das nur gemacht? Wir trauern um einen Menschen, der die Kunst zu leben beherrschte und seine Lebensmelodie uns anvertraute. Er war ein Zauberer und ein Verzauberer.

Nichts wird unsere Erinnerung und unsere Freundschaft löschen.

Walter Kuchler